8.2 Simple Past – einfache Vergangenheit

Das Englische „Simple Past“ kommt prinzipiell dem deutschen Präteritum (unvollendete Vergangenheit).

Examples = Beispiele

  • Ich kaufte heute ein Buch.
  • Wir holten gestern Getränke.
  • Sie aßen zwei Brötchen.
  • Er lief nach Hause.

Wir schon zu Anfang erklärt, gibt es in bestimmten, sehr spezifischen Situationen auch im Deutschen zwischen Imperfekt und Perfekt eine Differenz in der genauen Bedeutung. Im Normalfall jedoch lässt sich das Imperfekt – wie in unseren Beispielen hier – durch das Perfekt problemlos ersetzen. Und so wird aus „Ich kaufte heute ein Buch.“ ein „Ich habe heute ein Buch gekauft“. Die Problematik im Deutschen liegt in der Tatsache, dass das Imperfekt fast immer durch das Perfekt substituiert werden kann, in jeder Hinsicht und allen Funktionen. Man muss schon ganz spezifische und speziell ausgesuchte Beispiele erfinden, um im Deutschen einen Unterschied aufzuzeigen, zwischen einer Tätigkeit, deren Konsequenzen im Jetzt wichtig sind, und einer erfolgten und beendeten Tätigkeit in einer vollendeten und beendeten Vergangenheit. Im Englischen dagegen wird hier ein sehr präziser Unterschied gezeigt, wie wir noch in den folgenden Abschnitten unter Beweis stellen werden. Falls die Folgen eines bereits vergangenen Geschehnisses auch im Jetzt und Hier, also der Gegenwart erkennbar ist, wird im Englischen das „present perfect“ eingesetzt – und auch dann, wenn sich derjenige, der das Geschehnis erzählt, in ein und demselben Zeitraum aufhält (morgen, heute, diesen Monat etc.). Gibt es durch die Geschehnisse jedoch keinerlei Konsequenzen für die Gegenwart des Erzählenden oder fanden diese in der Vergangenheit des Erzählenden statt (letzen Monat, gestern, vergangenes Jahr), dann wird im Englischen die Zeitform des „simple past“ eingesetzt.

8.2.1 Simple Past bilden

Das Bilden des „simple past“ ist alles andere als kompliziert: es genügt ein Anhängen eines „(e)d“ an die Verb-Grundform (Infinitiv).

Examples = Beispiele

  • to dance (tanzen) – danced
  • to talk (sprechen) – talked
  • to watch (zuschauen) – watched
  • to follow (folgen) – followed

Ein simples Anhängen eines „ed“ bildet also bereits den Imperfekt. Falls es sich um ein Verb mit der Endung auf „e“ handelt, kommt nur noch ein „-d“ hinzu. Eine Ausnahme sind Verben mit der Endung „y“ nach einem Konsonanten: hier wird aus dem „y“ ein „i“ und es ergibt sich die Endung „-ied“.

Examples = Beispiele

  • to carry (tragen) – carried
  • to hurry (sich beeilen) – hurried
  • to cry (weinen) – cried
  • to deny (verweigern) – denied
  • to defy (herausfordern) – defied

Folgt das „y“ einem Vokal, sieht das schon wieder anders aus:

Example = Beispiel

  • to stay (bleiben) – stayed

Doch leider gibt es auch hier ganz andere Varianten:

Example = Beispiel

  • to say (sagen) = said

Damit sind wir auch schon mitten drin in unserem nächsten Thema, den unregelmäßigen Verben, die bei den Vergangenheitsformen bedeutend öfter auftauchen als im „simple present“. Es gibt im englischen an die 200 Verben, die in der Vergangenheitsform nicht der Regel der „ed“–Endung entsprechen. Es bleibt einem nichts anderes übrig, als sie gut auswendig zu lernen – vor allem die etwa 50 unregelmäßigen Verben, die im Englischen sehr oft vorkommen.

8.2.2 Simple past der unregelmäßigen Verben

Im Englischen bedeutet unregelmässige Verben wirklich komplett ausserhalb der Norm, da – im Vergleich zu einigen romanischen Sprachen – diese Verben auch nicht in einige vergleichbare Gruppen einteilbar sind. Mansollte also am besten die Liste der unregelmäßigen Verben aus einem Wörterbuch kopieren und wirklich auswendig lernen – einen kleinen Teil davon haben wir hier in einer Liste zusammengefasst.

Und die Unregelmäßigkeit betrifft nicht nur das „simple past“, sondern auch das Partizip Perfekt, das beim Gebrauch von zusammengesetzten Vergangenheitsformen notwendig ist. Also haben die Listen – wie auch im Deutschen – drei Spalten.

reiben                   rieb                      gerieben

geben                    gab                      gegeben

waschen               wusch                  gewaschen

kommen               kam                     gekommen

 

Hier ein paar der wichtigsten unregelmäßigen Verben im Englischen:

Infinitivsimple pastperfect participle
to bewas, werebeen
to comecamecome
to buyboughtbought
to givegavegiven
to gowentgone
to seesawseen
to readreadread
to knowknewknown
to eatateeaten
to writewrotewritten

8.2.3 Simple Past in der Anwendung

Man nimmt das „simple past“

  • beim Wiedergeben von Geschehnissen der Vergangenheit, die ohne Konsequenz für die Gegenwart sind und sich ausserdem nicht in der Gegenwart des Erzählenden zugetragen haben.
  • Beim Erklären und Beschreiben von Tätigkeiten und Geschehnissen, die früher häufiger passiert sind.
  • Zur Beschreibung von Zuständen und Tatsachen, die der Vergangenheit angehören (der Baum stand im Garten), von Tatsachen, die eher den Hintergrund beschreiben (der Nebel hing über den Feldern) oder andere Erklärungen, die Dinge aus der Vergangenheit anschaulich machen (früher glaubte man noch an Ungeheuer)

Damit wirkt das englische „simple past“ auf den ersten Blick wie das deutsche Imperfekt, und doch gibt es einen erheblichen Unterschied: im Deutschen kann das Imperfekt oft durch das Perfekt ersetzt werden – im Englischen dagegen kann man nur dann das „present perfect“ verwenden, wenn es eine direkte Beziehung zur Gegenwart hat – entweder, weil die Konsequenzen der Geschehnisse auch im Heute noch vorhanden sind, oder weil sich die Geschehnisse im Beisein des Erzählers zugetragen haben. Das „simple past“ durch das „present perfect“ zu ersetzen, ist also unmöglich! Die Regel lautet: immer nur entweder oder!

Folgende Beispiele belegen oben erwähnte Anwendungen:

Examples = Beispiele

  • He bought a necklace. = Er kaufte eine Halskette.
  • Her shoes were green. = Ihre Schuhe waren grün.
  • I saw them with my own eyes! = Ich sah sie mit eigenen Augen!
  • Her father grew up in this town. = Ihr Vater wuchs in dieser Stadt auf.
  • She played with her doll. = Sie spielte mit ihrer Puppe.
  • I was in my bed. = Ich war im Bett.
  • He went to his office. = Er ging in sein Büro.
  • She held his hand. = Sie hielt seine Hand.
  • I felt very lonely = Ich fühlte mich sehr einsam.
  • They knew where he was! = Sie wussten wo er war

8.2.4 “Simple past” nach gewissen Umstandsbestimmungen

Folgende Adverbialbestimmungen ziehen „simple past“ nach sich:

  • yesterday gestern
  • the day before yesterday vorgestern
  • in 1970 im Jahre 1970
  • last year letztes Jahr
  • last week letzte Woche
  • last month letzten Monat
  • last January letzten Januar
  • in May             im Mai
  • on Tuesday Dienstag
  • xxx ago vor xxx (längerer Zeit)

Nach den Umstandsbestimmungen dieser Liste folgt grundsätzlich das „simple past“ – sie lassen klar erkennen, dass sich der Erzählende nicht in ein und derselben Zeit befindet als in der Handlung selbst. Dabei kann mandie Liste des Begriffs „last“ natürlich noch ausbauen, mit „Last decade“ und ähnlichem. Bei Begriffen wie „in May“ oder auch „on Tuesday“ wird selbstverständlich nur dann „simple past“ eingesetzt, wenn man sich hier auf Vergangenes bezieht – und nicht auf die Zeit, in der sich auch der Erzählende selbst befindet!

Examples = Beispiele

  • in 1968 we moved to Boston = 1968 zogen wir um nach Boston.
  • She bought this dress last month. = Sie kaufte dieses Kleid letzten Monat.
  • On Thursday, they went to the opera. = Donnerstag gingen sie in die Oper.
  • We played in the yard last week. = Letzte Woche spielten wir im Hof.
  • It was raining heavily, when we left the party.* = Es war nach Mitternacht, als wir die Party verlieβen.
  • Yesterday, she was still in love. = Gestern war sie noch verliebt.
  • They still had some hope for this deal last year. = Letztes Jahr hatten sie noch Hoffnung auf dieses Geschäft.
  • We had a wonderful dinner together the day before yesterday. = Vorgestern hatten wir in wunderbares gemeinsames Essen

Solche initiierenden Worte, auch „Trigger-Worte“ genannt, sind insofern besonders praktisch, als man sofort weiss: jetzt muss ein „Simple past“ folgen! Allerdings kann man sich auf sie auch wieder nicht hundertprozentig verlassen, wie im Abschnitt zum „present“ perfect noch zu erkennen sein wird. Manchmal ist die Konsequenz der bereits vergangenen Tätigkeit so intensiv und klar, dass dann eben doch wieder ein „present perfect“ gebraucht werden muss.

*In diesem Satz wird die Tatsache, dass es keine Verbindung mit der Gegenwart gibt, zwar nicht durch eine Umstandsbestimmung erklärt, dafür aber durch die Bedeutung des Satzes selbst. Er macht eindeutig klar, dass es hier um etwas vergangenes geht, das keinerlei Konsequenzen auf die Gegenwart hat.

8.2.5 Simple Past bei modalen Hilfsverben

Es gibt Momente, in denen man folgendes erklären will:

  • Er durfte/konnte/sollte/musste in seine Arbeit fahren.

Dafür werden eigentlich Modalverben eingesetzt, in der Imperfekt-Form. Wie jedoch schon erläutert, dreht es sich dabei um Hilfsverben, die nicht in allen Zeiten ein und dieselbe Bedeutung haben. Stattdessen wird hier das „simple past“ meist zur Erläuterung eines Konjunktivs verwendet. Ausserdem sind modale Hilfsverben unregelmässig.

Examples = Beispiele

  • may => might
    = dürfen => dürfte
  • shall => should
    = sollen => sollte
  • will => would
    =werden => würde
  • can => could
    = können => könnte
  • must => —

In Kapitel 19 werden wir im Detail auf Konjunktiv und Konditional eingehen. Was nun die Aussagen anbetrifft, ob man etwas tun konnte, durfte oder sollte, so kann man Umschreibungen verwenden, die ja auch schon in Kapitel 6 (modale Hilfsverben) erwähnt und erklärt wurden.

Beispiele 
shall =>to be tosollte
may =>to be allowed toerlaubt sein, die Erlaubnis haben
must =>to have toetwas zu tun haben
to be obliged toverpflichtet sein
to be forced togezwungen sein
to be compelled togezwungen sein
can =>to be able toin der Lage sein
will =>to want towollen
to wish

 

8.2.6 „Simple past“ in der Verneinungs-Form

Nachdem wir bisher nur bejahende Sätze im „simple past“ gesehen haben, soll es nun um die Verneinung gehen, in Bezug auf etwas, was was man immer schon mal tun sollte.

Das funktioniert im Grunde ebenso wie die Verneinung im „simple present“, indem man ein modales Hilfsverb einsetzt – nur nicht bei „to be“. Gibt es in dem Satz kein Hilfsverb oder soll es keines geben, dann wird eine Verneinung durch das „simple past“ von „to do“ plus dem Infinitiv des Vollverbs ausgedrückt:

Examples = Beispiele

  • in 1968 we moved to Boston = In 1968 we did not move to Boston.
  • She bought this dress last month. = She did not buy this dress last month.
  • On Thursday, they went to the opera. = On Thursday, they did not go to the opera.
  • We played in the yard last week. = We did not play in the yard last week.
  • It was raining heavily, when we left the party. = It wasn’t raining heavily when we left the party.
  • Yesterday, she was still in love. = Yesterday she wasn’t still in love.
  • They still had some hope for this deal last year. = They still didn’t have hope for this deal last year.
  • We had a wonderful dinner together the day before yesterday. = We didn’t have a wonderful dinner together the day before yesterday.

Theoretisch kann man die Verneinung auch mit einem modalen Hilfsverb ausdrücken. Allerdings wird bei den Hilfsverben das „simple past“ zur Verdeutlichung des Konjunktivs eingesetzt – also muss man hier in der Verneinung auf die schon erwähnten Umschreibungen zurückgreifen. Wie, das soll hier noch einmal verdeutlicht werden.

Examples = Beispiele

Modales Hilfsverb wird durch eine Umschreibung zur Vergangenheitsform.

  • shall – was to

She was not to walk out in the rain (but did it anyway)

  • must – had to.

Last week I didn’t have to come home early.

  • can – was able to.

Yesterday I was not able to reach you in time.

  • To will – wanted to

We didn’t want to wake you up.

  • To may – was allowed to.

He wasn’t allowed to go out that late.